Otaku no Video  

Titel (+alt.) Otaku no Video
- Otaku No Video 1982
- More Otaku No Video 1985
Episodenanzahl 2
Kategorie OVA
Genre Comedy, Mockumentary
Erscheinungsjahr 1991
Studio Gainax
Regisseur Takeshi Mori
Charadesign Kenichi Sonoda
Musik Kouhei Tanaka
cel Info cels
Guu-rating

Beschreibung

Eigentlich sollte Ken Kubo, ein fleißiger Studienanfänger, mit seiner hübschen Freundin Yoshiko und als ein erfolgreiches Mitglied im Tennisclub durchwegs zufrieden und glücklich mit seinem Leben sein.
Trotzdem fühlt er sich etwas unglücklich, was seine Freundin in dem noch neuen und unbekannten Studentenleben begründet sieht und ihn fürsorglich erklärt, dass dies eine normale vorübergehende Phase ist.

Wahrscheinlich hätte sie auch Recht behalten, doch dann will es das Schicksal, dass Kubo beim frühzeitigen Verlassens eines abendlichen Tennisclub Trinktreffs im Aufzug auf seinen alten High School Kameraden Takeda trifft. Sowohl Takeda als auch seinen sonderlichen Begleitern, die mit im Aufzug waren, läuft Kubo bald darauf beim Maifestival der Uni wieder über den Weg, wo sie einen Doujinshi Stand betreiben. Dabei tragen alle zur Kaufanregung Cosplay Kostüme, was vor allem den weiblichen Trägern übermäßigen Absatz beschert. Für Kubo ist diese seltsame Subkultur jedoch vollkommen bizzar und fremd.

So führt Takeda ihn bei ihrem nächsten Treffen tiefer in seinen Freundeskreis ein, der allesamt aus Otakus mit diversen Spezialgebieten besteht. Vom Cel und Doujinshi Zeichner über Model Kits Fanatiker hin zum SciFi, Militär und Anime Otaku tummelt sich alles in einer kleinen Wohnung. In dieser Umgebung verfällt Kubo immer mehr der Faszinationen dieser ihm unbekannten Welt und jedes Clubmitglied gibt sein/ihr bestes ihn dabei mit diversen Crash Kursen zu einem richtigen Otaku auf den jeweiligen Gebieten zu machen. Doch diese Hingebung fordert schon bald ihren Tribut. Er hört mit dem Tennisspielen auf, durchzecht die Nächte mit Animemarathons und übernachtet Nachts vor Kinos um die Premierevorstellung neuer Anime Filme wie Ghiblies Nausicaä nicht zu verpassen. Nachdem auch sein äußeres Erscheinungsbild darunter zu leiden beginnt und er seine Freundin
Yoshiko mehr und mehr vernachlässigt, verwundert es nicht, dass sie sich einen anderen Freund gesucht hat. 
Als er dies realisiert und die Erkenntnis ihn zudem trifft, dass er nur noch ein Ausgestoßener der Gesellschaft ist, reift in ihm ein schon fast größenwahnsinniger Plan.
Er will es allen zeigen und der Otaku aller Otaku werden - der Otaking!

Es beginnt ein Aufstieg eines winzigen Unternehmens "Grand Prix" kurz "GP", das mit dem Katalogverkauf legaler Garage Kit Models begann und innerhalb kürzester Zeit zu einem millionenschweren Branchenriesen mutiert. Doch wer hoch fliegt kann tief fallen, und so bleibt abzuwarten, ob Kubos Traum vom Otakuland, eine Art Disneyland für alle Otakus dieser Welt, Wirklichkeit werden wird. 

     
Besonderheiten des Anime (u.a. Grafik, Musik etc.)

Von vielen als die "Otaku Bibel" gehandelt, dokumentiert Otaku no Video den Wandel eines Menschen zu einem Otaku, seinen sozialen und gesellschaftlichen Abstieg, sowie anschließende phönixhafte Auferstehung. Dabei setzten die Macher von Otaku no Video ein Zeichen an die Gesellschaft ihre für Außenstehende oft kurios erscheinenden Hobbies zu respektieren, während sie im selben Atemzug diese selbstironisch auf die Schippe nehmen.

Der Anime gehört zu den Filmen, die halfen das Genre
Mockumentary zu prägen. Dieses ist die Bezeichnung für einen Film, der so tut als sei er ein Dokumentarfilm, was in erster Linie als Mittel für Parodie und Satire anzusehen ist.

Gainax parodiert sich bewusst stellenweise auf eigene Kosten. Die zweite Firma, die im Anime gegründet wird, "Giant X" klingt im japanischen bei schneller Aussprache wie "Gainax" und ist auch als satirischer Vergleich zur Geschichte des echten Studios Gainax inszeniert. 
Der Anime dokumentiert dabei diverse Zeitperioden wie die beiden OVA Folgentitel 

Otaku No Video 1982
und More Otaku No Video 1985
bereits andeuten, und sich bis zum Jahre 2035 erstrecken. Auch hier sind Parallelen zum wirklichen Studio Gainax im Anime erkennbar, das am 24.12.1984 gegründet wurde. 
Zudem stellen die zwischendurch eingeschobenen "Portrait of an Otaku" Interviews in Wirklichkeit gestellte "Pseudo Interviews" mit damaligen Gainax Mitarbeiter dar. 

Diese Interviews mit "echten Otakus" offenbaren sich als geniale humoristische Brüller, 
bei denen der Zuschauer die diversen Facetten diverser Otakus vorgesetzt bekommt. So erfahren wir etwas aus dem Leben eines Cel Diebes, der die Anime Folien auf denen die Charakter gezeichnet werden, aus den Studios stiehlt um sie anschließend Sammlern für teueres Geld zu verkaufen. Doch auch er hat einen Ehrenkodex, so dass er "lediglich" bereits abgefilmte Cels entwendet, so dass der Produktionsprozess des Anime nicht beeinträchtigt wird.
In einen anderem Inteview erfahren wir mehr über einen Anime Besessenen, der sämtliche Anime versucht aufzunehmen, um so die ultimative Anime Sammlung zu besitzen. Dabei schafft er es natürlich nicht diese ganzen Serien anzusehen, darum geht es ihm auch gar nicht, es geht allein um die Größe und Perfektion seiner Sammlung. Sehr interessant war auch das Gespräch mit einem "Büroangestellten", der angesprochen auf seine Cosplayaktionen in seiner Schulzeit erst alles leugnet, bei Photobeweisvorlage dann schon fast handgreiflich wird.
Doch es kommen noch bizarrere Gestalten kommen in den Interviews zu Wort. So lernen wir einen exzessiven Hentai Game Spieler kennen, der seine imaginären Freundinnen realen Bekanntschaften vorzieht. Diese Besessenheit wird deutlich zur Schau gestellt, indem er ständig betont wie süß doch der Lolikon Charakter seines momentanen Hentai Games denn ist. Bei dem Hentai Game handelt es sich interessanterweise um Gainax eigenes Cybernetic High School Game. Ebenfalls amüsant und erschreckend zugleich das Gespräch mit einem Porno Verrückten, der sich z.B. eine spezielle Brille gebastelt hat, welche die Mosaikzensur in japanischen Pornos "reduziert"...

Diese Interviews werden dem Zuschauer allesamt durch die Reihe hinweg glaubhaft verkauft, sogar an Zensurmosaikbalken über den Augen und Stimmenverfremdung, um den Interviewpartner zu anonymisieren, wurde gedacht, wodurch der Otakukultur eine schon fast verbrecherische Atmosphäre angehängt wird. So kann man auch schnell zu den Schluss kommen, dass da wirkliche Otakus zu Wort kommen und ihre teils erschreckenden Leidenschaften zur Schau stellen.

Bildtechnisch fällt Otaku no Video in die Glanzzeit des Studio Gainax. Gegenüber aktuellen digital produzierten Anime erkennt man natürlich gewisse Alterserscheinungen wie etwas Schmutz auf den abgefilmten Celfolien, was allerdings ein allgegenwärtiges Problem bei nicht CG Anime ist. Insgesamt ist das Bild aber sehr solide und weiß durch ständige Szenenwechsel und flüssige Animationen zu überzeugen.

Dem Zuschauer bieten sich mehrere Varianten beim Ansehen von Otaku no Video. Entweder den reinen Anime Teil, nur die Real Interviews mit Otakus oder beides zusammen, wobei hier dann die Interviews bestimmte Szenen des Anime unterbrechen und so stückchenweise über den Anime hinweg verteilt sind. Diese Variante ist definitiv die zu empfehlende Weise diesen Anime zu genießen.

Der Anime parodiert ein riesige Bandbreite an Anime, viele sind relativ leicht erkennbar wie die Luftkampfszenen aus Macross, die unseren SciFi Fan wegen ihrer Detailvernarrtheit so begeistern. Der Key Animator, dessen Mecha Dogfights hier so gelobt werden, ist in übrigen niemand anderes als Hideaki Anno, der später zu den Top Männern bei Gainax emporstieg. Auch hat er des weiteren die "Gotteskämpfer" aus Nausicaä designed.
Oder das sexy Cosplay Kostüm des weiblichen Clubmitglieds, welches eindeutig Lum aus 
Urusei Yatsura
darstellt. Auch Gundam, Lupin oder Minky Momo Fans werden hier auf ihre Kosten kommen. Auch aus Gainax Serien finden sich mehrere Anspielungen. So stellt das "feminine Käuferschicht anregende Maskottchen" der zweiten produzierten Figur "Misty May" ein Löwenpärchen namens "Posi-King" und "Nega-King" dar, wobei davon der männliche Part natürlich eindeutig King aus Nadia ist. Insgesamt gibt es so viele Anspielungen und versteckten Animehinweise, dass man selbst bei mehrfachen Anschauen nicht alle bemerken wird.

Hier mal eine Auswahl an Manga/Anime Titeln, die auf diverseste Arten in Otaku no Video parodiert werden, sei es durch Aussprüche, Poster, Cosplay, Model Kits, T-shirts etc.: Mobile Suit Gundam, Space Batlleship Yamato, Magical Princess Minky Momo, Urusei Yatsura, Lupin, Dr.Slump, Cyborg 009, Galaxy Express 999, Captain Harlock, Space Cobra, Lupin III, Gatchaman, Doraemon, Ge-Ge-Ge no Ki-taroo, Yattaaman, Future Boy Conan, Fighting General Daimos, Dokonjoogaeru, Sazae-san, Ultra Q, Rose of Versailles, Ashita no Joe, 
Moto Hagio no Zenshuu, Blackjack, Nausicaä, Getta Robo G, Ultraman, Minky Momo, Ironman No.28, Goldion, Thunderbirds, Lensman, Macross, Dirty Pair, Maison Ikkoku, Sukeban Deka, Space Detectives Sharivan, Silent Möbius, Xabungle, Gooshuu the Cellist, Ultra Seven, 
Wings of Honneamise, Gunbuster
und noch viele mehr...
Zudem ist die Figur "Misty May" eine Kombination aus diversen bestehenden Charas. 
Cutey Honey
gekreuzt mit Magical Angel Creamy Mami und dem Daicon IV Bunny Mädchen.

Ebenfalls eine Fülle an Parodien sind in den jeweiligen Lyriken der Vocal Songs in 
Otaku no Video
enthalten, deren Auflistung hier bei weitem den Rahmen sprengen würde.
(Eine *fast* komplette Zuordnung dieser vorkommenden Parodien liegt der englischen 
Otaku no Video
DVD von AnimEigo in Form eines "Liner Notes"- Booklets bei, in der auch die im Anime vorkommenden Plätze realen Örtlichkeiten zugeordnet werden.)

Aufgrund seines zeitspezifischen Bezugs sind einige dieser Parodien für den heutigen Anime Fan allerdings auch nur schwer erkennbar. Dadurch wird der Anime aber nun zusätzlich zu einem interessanten Stück Animationsgut, da es einen geschichtlichen Rückblick auf die damalige Anime Kultur erlaubt. Dabei liegt der Schwerpunkt aber nicht nur auf Anime, sondern auch auf Garage Kits, Cosplay, Doujinshi oder eben der Dokumentation wie man ein riesiges Animationsstudio à la Gainax von Grund auf aufbaut.

 
 
persönliche Meinung (Ta-kun)
Gainax in vollster Vollendung. Der Titel gehört zu den wirklich sehenswerten Anime, die jeder Fan, der etwas mehr Anime und Mangas in seinen Regal stehen hat, gesehen haben sollte. Dabei ist diese "Pseudo Dokumentation" erschreckend und unterhaltsam zugleich. Erschreckend, da man tatsächlich Parallelen ziehen kann. Man selbst hat schließlich auch schon Anime Marathon Nächte hinter sich oder hat früher diverse Anime Serien penibel auf VHS Kassetten aufgenommen und archiviert. Einige der dargestellten Otakus, sei es im animierten Teil oder in den "Portrait of an Otaku" Interviews hat man teilweise selbst auch schon kennen gelernt. Unterhaltsam bleibt Otaku no Video aber durch und durch, da es die OVA schafft, diese kuriose Otaku Kultur auf eine ausgezeichnet humoristische Weise dem Zuschauer nahe zu bringen.
Ein Kult Anime, der zwar auf Grund seines Alters auf einiges Bezug nimmt, was für heutige Fans nicht mehr zum Standard Anime Wissen zählt, jedoch dadurch auch einen nostalgisch rückblickende Betrachtungsweise auf die damalige Anime Kultur zulässt. 
 
 
 


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